Dora Gebauer, KOMMENTAR Aufführung der Choral Suite aus der Friedensmesse von Karl Jenkins am 13.10.2019 in der Kreuzkirche Spremberg:

Der Große Chor Hoyerswerda

Die Chorlandschaft in Hoyerswerda ist vielfältig – und jeder Chor hat sein eigenes Profil.

Was den Großen Chor Hoyerswerda besonders auszeichnet, ist sein Anliegen, sich nicht nur künstlerisch hohen Anforderungen zu stellen, sondern damit zugleich auch durch die Kunst den Hörer zur Auseinandersetzung mit seiner eigenen Haltung zu lebenswichtigen Fragen zu bewegen. Inspiriert und angespornt durch seine Leiterin Kerstin Lieder werden die Werke erarbeitet und in hohem Maß bewältigt – und das als eine sängerische Gemeinschaft, die sich nur in größeren Abständen zu Proben – dann aber intensiv arbeitend – trifft. Und dieser Einsatz wird belohnt – er bereichert die Sänger wie die Hörer.

Ein großer Höhepunkt im Wirken des Chores war die Aufführung „The Armed Man“ – einer Friedensmesse von Karl Jenkins – die ich in der Lausitz-Halle Hoyerswerda in eindrucksvoller Interpretation erlebt habe. Dieses Werk komponierte der wallisische Karl Jenkins in Gedenken an die Opfer des Kosovo-Krieges. Erschütternde Worte, u.a. auch des Miterlebenden der Bombardierung von Hiroshima und des an deren Folgen verstorbenen Toge Sankichi, und aufrüttelnde Musik lassen Kriege und die verheerenden Folgen ganz nah miterleben.

Ausschnitte aus diesem Werk – eine Suite aus den vier Messsätzen – sangen die Mitglieder des Großen Chores in anrührender Beseeltheit auch in der Spremberger Kirche anlässlich einer Friedensandacht.

Es berührt tief, wie engagiert sich die Sänger der Friedensidee hingeben und damit unmittelbar nicht nur Gedanken an die verheerenden Folgen vergangener Kriege wach werden lassen. Nein, sie assoziieren Gegenwart! Täglich erfahren wir vom Leid durch Kriege, von gnadenlosen Bombardierungen, Massen-fluchten – in den letzten Wochen wieder in neuer Dimension in Syrien, dem seit Jahren geschundenen Land.

Aber kaum ein Zuhörer wird sich auch dem Gedanken an die Folgen von zunehmenden Hass und Terror im eigenen Land beim Anhören des Werkes verschließen können.

Deshalb ist allen Mitwirkenden tief zu danken, dass sie durch ihr künstlerisches Engagement Menschen zur Verantwortung füreinander ermahnen.

Wenn Chöre verschiedener Länder im Januar diese Friedensmesse in der Carnegie-Hall in New York singen werden und Tausende Menschen mit dem Ruf nach Frieden auf der ganzen Welt erreichen, dann sind die Sänger des Großen Chores Hoyerswerda dabei. Welch eine hehre Botschaft aus unserer Stadt.

Ich wünsche allen Sängerinnen und Sängern mit ihrer Dirigentin Kerstin Lieder ein gutes Jahr 2020. Mögen die Botschaften des Chores weiterhin viele Menschen erreichen.

Dora Gebauer (im Dezember 2019)

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